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Synergien nutzen: Warum interdisziplinäre Praxiskonzepte immer wichtiger werden

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Im Gespräch mit Jan Hollnecker

Gründer von THERAPIEexperte & Theraphysia GmbH

 

Für die erfolgreiche Genesung eines Patienten reicht es oft nicht aus, das Problem aus einem einzigen Blickwinkel zu betrachten. Denn oftmals liegt die Lösung im Zusammenwirken verschiedener therapeutischer Fachbereiche. Jan Hollnecker, Gründer und Geschäftsführer der Theraphysia GmbH, hat die Bedeutung des fachlichen Austauschs für den Behandlungserfolg erkannt und in Berlin mehrere interdisziplinäre Therapiezentren aufgebaut. Im Interview verrät er, warum TherapeutInnen und PatientInnen gleichermaßen von einer fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit profitieren und wie digitale Tools den Behandlungsprozess erleichtern.

 

Mit Theraphysia hast Du interdisziplinäre Therapiezentren geschaffen, in denen ExpertInnen aus Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie aufeinandertreffen. Wie ist die Idee entstanden, fachübergreifend zusammenzuarbeiten?

Jan Hollnecker: Dazu muss ich ein wenig ausholen: Meine berufliche Vergangenheit umfasste verschiedene Positionen im Management von privaten Krankenhausträgern. Dabei habe ich interdisziplinäre Zusammenarbeit aus diversen Perspektiven kennengelernt. Besonders bei multimodalen Behandlungskonzepten, wie z. B. in der neurologischen Frührehabilitation, der Schmerztherapie oder der Geriatrie mussten komplexe Anforderungen erfüllt werden, um die Leistungen von den Krankenkassen erstattet zu bekommen.

In dieser Zeit habe ich erlebt, wie herausfordernd es sein kann, interdisziplinäre Zusammenarbeit im Krankenhaus zu koordinieren. Es war gar nicht so einfach, die verschiedenen Berufsgruppen zur selben Zeit am selben Ort zusammenzubringen. Trotzdem habe ich den wertvollen Nutzen dieser Zusammenarbeit gesehen: Alle Beteiligten haben die verschiedenen Fachbereiche kennengelernt und konnten besser nachvollziehen, was die jeweils andere Berufsgruppe eigentlich macht.

Diese Erfahrungen haben meine Wertschätzung für interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt und mir letztendlich auch den Impuls gegeben, eine eigene Praxis zu gründen. Für mich war von Anfang an klar, dass ich die Prinzipien der interdisziplinären Zusammenarbeit auch in die ambulante Welt übertragen wollte.

 

Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche für die PatientInnen?

Jan Hollnecker: Als ich am Empfang unseres ersten Therapiezentrums stand und den PatientInnen begeistert erklärte, wie wertvoll es ist, Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie aus einer Hand zu bekommen, waren sie zunächst weniger daran interessiert, ob ein Austausch zwischen den TherapeutInnen stattfindet oder ob die Behandlungskonzepte abgestimmt sind. Ihre erste Frage war stattdessen, ob wir die Termine so organisieren können, dass sie Zeit sparen. Im Vordergrund stand für sie, die Termine sinnvoll zu bündeln, um die Fahrtwege zu den Praxen möglichst kurz zu halten. Im Nachhinein haben auch unsere PatientInnen den Mehrwert erkannt, den die interdisziplinäre Zusammenarbeit für ihre individuelle Behandlung bietet.

 

Inwiefern setzt ihr bei Theraphysia digitale Tools ein, um die Qualität der Therapie und das Praxismanagement zu optimieren?

Jan Hollnecker: Wenn es um klassische Tätigkeiten wie die Dokumentation geht, sind digitale Tools für uns sehr relevant. Es ist für die TherapeutInnen wichtig nachzuvollziehen, was die KollegInnen vor ihnen gemacht haben. So können diese Informationen bei der Behandlung berücksichtigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich für uns herauskristallisiert, dass das digitale Festhalten und Einsehen der Dokumentationen für den Behandlungserfolg entscheidend sind.

 

 

Durch die fortschreitende Digitalisierung sind für viele Therapiepraxen Online-Terminbuchungssysteme zum unverzichtbaren Tool geworden. Wie schätzt du diese Entwicklung ein?

Jan Hollnecker: Die Online-Terminreservierung ist es für uns äußerst interessant, da sie uns ermöglicht, die Bedürfnisse unserer PatientInnen besser zu berücksichtigen. Denn oft haben diese nur knappe Zeitfenster zur Verfügung und möchten idealerweise Termine vereinbaren, die therapeutisch Sinn ergeben und aufeinander abgestimmt sind. In solchen Fällen wird die Terminvereinbarung oft komplex: Es geht nicht nur darum, eine Lücke im eigenen Kalender zu finden, sondern idealerweise auch Termine in den Kalendern der KollegInnen aus anderen Fachbereichen. Digitale Hilfsmittel können bei der Suche nach passenden Terminen natürlich viel schneller agieren als Menschen.

 

Wie wichtig ist es für Therapiepraxen, mit dem digitalen Trend Schritt zu halten und moderne Behandlungskonzepte, wie etwa die Videotherapie, einzubinden?

Jan Hollnecker: Das Thema Videotherapie war für uns bereits vor der Corona-Pandemie von großer Bedeutung. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Möglichkeit der therapeutischen Arbeit über Video der Präsenztherapie in keiner Weise unterlegen ist - vorausgesetzt, dass eine Anpassung an den jeweiligen Patienten und die Indikation erfolgt. Wir würden wir sogar sagen, dass die Ergebnisse mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser als bei der Präsenztherapie waren. Wir sind daher große Fans der Videotherapie und nutzen die digitalen Möglichkeiten, die wir haben, sehr intensiv.

 

Welche Vorteile bietet die Videotherapie gegenüber der Behandlung vor Ort?

Jan Hollnecker: Ein Vorteil der Videotherapie ist der Einblick in die häusliche Umgebung der PatientInnen. Dadurch kann man mit ihnen in das aktive Arbeiten gehen, z. B. in der Physiotherapie: Per Video können die TherapeutInnen den PatientInnen zeigen, wie sie die Übungen auf ihrer Couch, an ihrem Wohnzimmertisch oder Stuhl selbstständig durchführen und in ihren Alltag integrieren können.

Ein weiterer Aspekt, den wir beobachten, ist, dass sich die PatientInnen in der Praxis in einer eher passiven Rolle befinden. Schalten sie sich jedoch zu Hause per Video dazu, sind sie in ihrer gewohnten Umgebung und nehmen eine aktivere Rolle ein. Sie werden stärker miteinbezogen und haben dadurch eine ganz andere Einstellung zur Therapie.

Der dritte Aspekt sind die Angehörigen. Bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, werden die Angehörigen zwangsläufig zu einer Art Co-Therapeut und verstehen besser, was in der Therapie passiert. Viele LogopädInnen berichten oft frustriert davon, dass die Eltern nicht mit ihren Kindern geübt haben oder die Übungshefte irgendwo in der U-Bahn liegen gelassen wurden. Bei der Videotherapie ist das anders, denn dort sind die Angehörigen ein integraler Bestandteil.

 

Welche Pläne hast Du für die zukünftige Entwicklung von Theraphysia?

Jan Hollnecker:  Ein wichtiger Punkt, der uns bei Theraphysia aktuell beschäftigt, ist die generelle Effizienzsteigerung: Wir überprüfen ständig unsere Verwaltungs- und Patientenservice-Prozesse und haben uns zum Ziel gemacht, diese so weit wie möglich zu automatisieren.

Abseits davon werden die großen Themen rund um künstliche Intelligenz, therapeutische Apps, Videoangebote und Online-Therapie immer wichtiger. Ich glaube, dass wir uns inmitten eines der größten Transformationsprozesse befinden, den wir seit der Einführung der Smartphones erleben. Es ist ein enormer Wandel, und ich bin sehr gespannt, was im Gesundheitswesen passieren wird und was kreative Köpfe in diesem Bereich auf die Beine stellen werden. Ich befürchte jedoch, dass wir alle - mich eingeschlossen - noch nicht vollständig verstanden haben, welche Veränderungen schon jetzt für uns möglich sind.

 

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