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PflegeFaktisch mit Francesca

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Spiel, Spaß und Spannung mit dem CareTable: Wie digitale Technik in die Alltagsbetreuung integriert wird

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SeniorInnen, die einen Stadtrundgang durch Amsterdam machen, die regionale Tageszeitung morgens digital statt analog lesen und sich nachmittags zum virtuellen Bingo verabreden – mag zuerst nach Zukunftsmusik klingen, ist allerdings bereits gelebte Realität. Mit der nächsten Generation, die zukünftig pflegebedürftig wird, ändern sich auch die Anforderungen und Erwartungen an den Pflegealltag und die Einrichtungen.

Wie dieser neue Pflegealltag aussehen kann? In der aktuellen Folge PflegeFaktisch war Christoph Schneeweiß, Gründer des CareTables, bei mir zu Gast. Der CareTable ist ein digitaler Aktivitätstisch für die Alltagsbetreuung oder die Tagespflege in stationären Pflegeeinrichtungen.

Die Idee hinter dem CareTable

„Ursprünglich komme ich gar nicht aus der Pflege. Ich habe in Leipzig VWL studiert, hab mich währenddessen schon als Webdesigner und Webentwickler selbstständig gemacht und bin nach dem Studium in die Firma meines Vaters eingestiegen – eine Firma für Medientechnik“, erklärt mir Christoph. Sicher kennt auch Ihr die Tische mit den Touchdisplays, die in vielen Filialen von McDonalds stehen, oder? „Diese Tische, die eigentlich eher für Kinder gedacht sind, stellt die Firma meines Vaters für McDonalds in ganz Deutschland her. So wurde ich überhaupt erst mit diesem Konzept vertraut“, erläutert Christoph weiter und lacht.

Doch wie kommt ein Prototyp, der für die Gastronomie gedacht ist, denn nun in Pflegeeinrichtungen? Das Future Care Lab der Universität zu Halle, das digitale und technologiebasierte Assistenztechniken erlebbar macht, untersuchte, ob es für Prototypen wie diese auch Anwendungsfälle in der Pflege gibt und hat Kontakt zu Christoph aufgenommen – „Deshalb stellten wir einen Tisch zum Testen zur Verfügung und es hat sich herausgestellt, dass Pflegekräfte sowie SeniorInnen sehr, sehr gut mit ihm zurechtkamen. Die Technologie wurde aktiv in den Beschäftigungsplan mit eingebunden“, erzählt mir Christoph.

Maßgeschneiderte Betreuung durch digitale Medien

Zusammen mit einer Heimleitung hat Christoph an Erweiterungen für den späteren CareTable gearbeitet: Von der Tageszeitung bis hin zu Memory ist alles dabei. „Hardware und Software – also das äußere Erscheinungsbild sowie die inneren Funktionen – sind perfekt auf diesen spezifischen Anwendungsbereich abgestimmt“ – so lautet der Grundgedanke, auf dem die Entwicklung des heutigen CareTables fußt. Im August 2020 gingen Christoph Schneeweiß und sein Partner Tobias Jeche mit dem ersten funktionsfähigen CareTable an den Markt. Heute ist er schon in knapp 75 Einrichtungen in Gebrauch.

Wie funktionierts?

„Der CareTable ist quasi ein fernsehgroßes Tablet mit 43 Zoll, eingefasst in einen Holzrahmen mit abgerundeten Ecken, damit man sich gut abstützen kann. Er wird auf einem Untergrund aufgebaut, der elektrisch höhenverstellbar, elektrisch neigbar und sogar rollbar ist. So kann er bequem durch verschiedene Wohnbereiche geschoben werden, ohne dass zwei Pflegekräfte den Tisch schleppen müssen. Die Möglichkeit, die Höhe und die Neigung individuell einstellen zu können, war unser Learning aus der ersten Version, damit so auch Personen im Rollstuhl gut am CareTable sitzen können.“

Auf dem CareTable selbst befindet sich die Software. Diese ermöglicht Zugang zu digitalen Medien wie der (lokalen) Tageszeitung oder der Tagesschau. Besonders praktisch in Zeiten einer Pandemie: Über den CareTable können sogar Onlinegottesdienste geschaut werden. Und sogar Google kann ganz einfach zur Informationsbeschaffung genutzt werden. Der CareTable gliedert seine Anwendungen nach verschiedenen Funktionen bzw. Zielen der Betreuung – eigens für die Nutzung in der Pflege entwickelt:

  • Spiel und Spaß: Hier steht spielerischer Zeit- und/ oder Wettbewerbsdruck im Vordergrund. Mit bis zu 4 Personen können Klassiker wie Bingo oder Mensch ärger dich nicht gespielt werden. Zudem gibt es angepasst Interpretationen neuer Spiele, die extra auf die spezielle Zielgruppe der SeniorInnen zugeschnitten wurden.
  • Übungen: Gezielte Trainingsaufgaben wie Memory, Quizfragen oder Formspiele sollen kognitive und motorische Fähigkeiten ansprechen.
  • Aktivierungen: Die Interaktion wird multimedial über den Touchscreen gefördert. Hier kann gemalt oder dank Google Street View auf Entdeckungsreise durch die ganze Welt gegangen werden.

„SeniorInnen haben besonders viel Spaß mit „Fruit Ninja“ bzw. unserem Spiel „Gemüse schneiden“: Das Original-Spiel wurde an die Geschwindigkeit angepasst und verlangsamt“, lacht Christoph. Ich denke: Spiel und Spaß vereint mit motorischem Lerneffekt und Konzentration – eine tolle Kombination für das Betreuungsangebot!

Welche Voraussetzungen muss ich beachten?

Technisch ist WLAN wirklich empfehlenswert, allerdings nicht zwingend vorausgesetzt. Der CareTable ist auch ohne Internet nutzbar, aber der Zugang zu vielen oben genannten Medien fehlt ohne Internet natürlich. Außerdem werden alle Updates sowie neue Apps anhand von Kunden-Feedback entwickelt, das online an Christoph und sein Team weitergegeben werden kann.

Organisatorisch hält Christoph fest: „Ich muss mein Betreuungsteam von Anfang an involvieren: Je mehr es in den Entscheidungsprozess für den CareTable einbezogen wird und je besser es den CareTable kennt, desto mehr wird dieser vor Ort auch genutzt“.

Ein Blick in die Zukunft zeigt…

Die Veränderungen in der Pflege sind nicht aufzuhalten und die neue Generation von SeniorInnen wird ebenfalls immer digitaler. Der Trend bewegt sich in Richtung Individualisierung: „Wir veröffentlichen schon bald einen App Store, dank dem man sich selbst zusammenstellen kann, welche Apps auf den CareTable gespielt werden sollen – maßgeschneidert auf die Präferenzen und Leistungsfähigkeit der BewohnerInnen“, so Christoph. „Unsere Vision ist, dass ich mich als Bewohner mit einem Transponder oder einem Chip an den CareTable setze, dank dem sich eine individuelle Oberfläche öffnet, die sich an meinen Interessen und meiner kognitiven Leistung orientiert. Denn jeder Bewohner ist anders“.

Ihr wollt noch mehr über den CareTable erfahren? Hier geht’s zur aktuellen Podcast-Folge. Falls Ihr den Care-Table direkt in Aktion kennenlernen wollt, könnt Ihr gern einen Termin für eine kostenlose Vorführung vereinbaren. Christoph´s Fazit: „Die meisten sind bei einer Vorführung überrascht, wie einfach und intuitiv der CareTable doch zu bedienen ist.“

Ihr habt noch nicht genug auf die Ohren bekommen? In der letzten Folge habe ich mit Diana Heinrichs, der Gründerin und Geschäftsführerin von Lindera, gesprochen. Sie hat eine intelligente Möglichkeit entwickelt, dank der digitale Maßnahmen zur Reduktion des Sturzrisikos abgeleitet werden können. Diese Folge hört Ihr direkt hier. Mein Sturzrisiko liegt übrigens bei 12% – doch dieses Thema lassen wir erstmal unkommentiert und kommen vielleicht nochmal an späterer Stelle darauf zurück.

In diesem Sinne – einfach Podcast hören! Ich freue mich auf Euch.

Eure Francesca


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